Träume leben, Wege suchen, Traumwege finden
Unser nächstes Ziel wäre eigentlich der Canyon de Chelly. Wir fahren durch eine reizvolle Landschaft nach Mexican Hut und biegen dann auf den Hwy 191 Richtung Süden ab. Wir befinden uns immer noch im Navajo Country. Kleine Farmen tauchen links und rechts der Strasse auf. Pferde, Rinder, Schafe weiden auf den kargen Wiesen. Neben den Wohnhäusern stehen achteckige Hütten, manchmal auch Lehmhütten. Die Armut ist sichtbar und dennoch wirkt alles ordentlich. Irgendwo vor Round Rock beginnt sich das Bild zu wandeln. Wir sehen Müllhalden am Strassenrand, demolierte Häuser, Autowracks und tote Hunde-Welpen an Stacheldrahtzäunen an den Ohren aufgehängt. Ich bin schockiert! Wer tut denn so etwas!!?? Auf der weiteren Fahrt passieren wir heruntergewirtschaftete Farmen, sehen vernachlässigte Pferde auf staubigen Koppeln. Diese Bilder stehen so im krassen Gegensatz zu dem was wir bis anhin gesehen haben. Nicht, dass wir uns der Schattenseiten des Lebens - gerade in der Bevölkerung der First Nation - nicht bewusst wären, aber hier sind wir mit der Situation überfordert und verstehen nicht, welche für uns unsichtbare Grenze die mit Würde getragene Armut von diesem Elend trennt. In Chinle müssten wir zum Canyon de Chelly links abbiegen, aber wir fahren weiter geradeaus mit dem Gefühl, diesen Landstrich dringend verlassen zu wollen. Mit dem Wandel der Landschaft nehmen die menschlichen Einflüsse wieder eine positive Form an. Leider finden wir keinen Campingplatz mehr, so dass wir das Navajo Land verlassen müssen. Nach einer Übernachtung in Holbrook fahren wir am nächsten Morgen gleich weiter. Erst am Weihnachtsbaum vorbei und dann durch Apachenland. Wieder nimmt uns die wilde Landschaft, die dichten Wälder und die tiefen Canyons mit ihrer Schönheit gefangen. Und bevor wir uns versehen, sind wir auch schon in Tucson. Nachdem wir uns auf dem KOA Lazy Days RV Park häuslich eingerichtet haben, machen wir einen ersten Rundgang und stellen fest, dass wir uns einigen Luxus gönnen... zwei beheizte Pools, zwei Whirlpools, einen Fitnessraum und ein Restaurant, das ich für seine Käsepizza lieben lerne ;-). Bleiben wollen wir eine Woche, solange bis der Brief mit Claudio's Kreditkarten auf der Hauptpost von Tucson ankommt.
Wir unternehmen einen Ausflug nach Old Tucson, den Filmstudios. Zwischen 1940 bis 1996 wurden hier etliche Filme gedreht. In den 1990er Jahren wurden die Kulissen noch für Werbefilme und Fotoshootings für Mode-Kataloge genutzt. Zwar nur 10 Fahrminuten zu den ersten Aussenquartieren von Tucson fühlt man sich hier doch mitten in der Wildnis. Die Vegetation ist ausschliesslich stacheliger Art, was jedoch nicht minder reizvoll ist. Bereits auf der Fahrt nach Tucson hatten wir Gelegenheit, die Saguaro zu bestaunen. Ich bin absolut begeistert von diesen mächtigen Kakteen, die in dieser kargen Landschaft stehen. Erst mit ca. 75 Jahren beginnen ihre "Arme" zu wachsen. Die alten Exemplare wiegen bis zu 7 Tonnen und können 4 Haus-Stockwerke hoch werden; und wenn sie nicht vorher durch Wind und Wetter oder durch Menschenhand zerstört werden, können sie bis zu 200 Jahre alt werden!
Als auch nach zwei Wochen die Post mit den Kreditkarten nicht eingetroffen ist, meint die nette Dame am General Delivery; resp. Poste Restante-Schalter, dass das noch dauern kann. Sorgen, dass der Brief verloren gegangen sein könnte, müssen wir uns nicht machen. Na also! Es besteht noch Hoffnung.