Träume leben, Wege suchen, Traumwege finden
Auf der Weiterfahrt Richtung Banff ist nur noch ein Campingplatz offen. Mosquito Creek. Wir stellen fest, dass es derselbe ist, auf dem wir im April 2002, umringt von meterhohen Schneewällen, genächtigt haben. Spontan beschliessen wir zu bleiben. Wir stellen unseren Wohnwagen direkt an das Ufer des glasklaren, eiskalten Baches - des Mosquito Creeks - und freuen uns über die Ruhe und das milde Herbstwetter. Ein Ausflug zum Peyto Lake und Bow Lake darf dann aber doch nicht fehlen und so raffen wir uns auf, ausgerüstet mit Fotoapparat, Sandwich und Tee, um diese vielfotografierten Gewässer in Augenschein zu nehmen.
Kurz vor Lake Louise endet der Icefield Parkway und man gelangt auf den Highway nach Banff oder man nimmt die schöne Strasse, den Bow Valley Parkway. Mit Wohnwagen ist die Autobahn angenehmer zu fahren. Die Besichtigung von Lake Louise und eine Fahrt durch das Bow Valley heben wir uns als Tagesausflug für die nächsten zwei Wochen auf. Wir installieren uns in Banff auf dem Tunnel Mountain Campingplatz, wo wir alle Annehmlichkeiten haben. Von hier aus unternehmen wir etliche Ausflüge in die nähere Umgebung. Zudem ist Banff ein schöner Touristenort mit vielfältigen Attraktionen und wundervoller Natur "just around the corner". So gehen die Tage dahin und schon ist Oktober!
Der Oktober in Kanada ist schnell erzählt:
Anfangs Oktober schneit es in Banff und unsere Wasserzuleitung friert ein. Zudem haben wir trotz eines elektrischen Heizlüfters Probleme mit Kondenswasser im Wohnwagen. Unsere Kleider im Schrank sind feucht, abends ins kalte Bett zu steigen, kostet Überwindung. Nachts frieren einem fast die Haare auf dem Kopf ein wegen der mangelnden Isolation der Wände. Jeden Morgen wischen wir das Kondenswasser aus den Schränken, von der Decke und den Wänden, da es sonst nicht abtrocknen würde. Bei laufender Heizung können wir den Wohnwagen aus Sicherheitsgründen nicht verlassen. Stellen wir die Heizung ab, wird es drinnen schnell saukalt. Anders gesagt: es wird langsam aber sicher ungemütlich in den Rocky Mountains. Unseren Plan, in Calgary ein paar Tage zu verbringen und dann über die Grenze nach Montana, Wyoming, in den Yellowstone Nationalpark, dann über Utah nach Arizona zu fahren, müssen wir kurzfristig über den Haufen werfen. Ein erster Wintereinbruch auch in den südlichen Rockies macht ein Durchkommen mit Wohnwagen auf den Bergstrassen unsicher. Wir entschliessen uns, erst mal auf schnellstem Weg nach Vancouver zu fahren. An der Küste können wir mit wärmeren Temperaturen rechnen. In Vancouver checken wir für 2 Nächte auf einem zentrumsnahen Campingplatz ein, um die Weiterreise in die USA vorzubereiten. Der stetige Strassenlärm zerrt an unseren Nerven. Und zu allem Übel werden wir von endlosen Regenschauern heimgesucht. Ein Blick auf die Wetteraussichten und wir sind uns einig, sofort Richtung USA aufzubrechen und solange Richtung Süden zu fahren bis der Regen aufhört.
Wir nehmen uns nicht mal die Zeit, Vancouver Downtown zu besichtigen. Mit gutem Gewissen schieben wir's auf den Regen. Nur ein Abendessen im Moxie's gönnen wir uns, was natürlich seine Geschichte hat: Im Februar 1999 mussten wir auf unserem Flug nach Whitehorse in Vancouver nächtigen. Unserem Hotel war ein Moxie's Restaurant angeschlossen. Müde und mit Jetlag haben wir dort ein spätes Abendessen bestellt. Claudio orderte ein New York Steak und ich Ribeye mit Honigkruste. Auf alle Fälle hat Claudio seither von diesem New York Steak geschwärmt und nirgends je etwas Vergleichbares genossen. So war es nun naheliegend, dass wir in ebendiesem Moxie's unser Essen von damals wiederholen. Nun, was soll ich sagen?! Es war nicht mehr so hervorragend wie in unseren Erinnerungen. Aber mittlerweile hat Claudio das beste New York Steak selber auf dem Grill gebrutzelt, aber das ist wieder eine andere Geschichte.