September 2016

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Im Schneckentempo! In den ersten drei Monaten seit unserer Ankunft in Kanada haben wir rund 10'000km zurückgelegt. Es wird Zeit, unser Tempo zu drosseln. Ganze 500km schaffen wir im September. Entsprechend viel Zeit nehmen wir uns, um die spätsommerliche Natur in vollen Zügen zu geniessen. Die Region um Hinton, dem Tor zu den Rocky Mountains, gefällt uns ganz besonders. Aber schlussendlich siegt die Neugier, endlich die Nationalparks von Jasper und Banff zu erkunden, die wir letztmals Mitte April 2002, im tiefsten Winter, in 2 Tagen durchquert haben, da die Campingplätze geschlossen und die Parkplätze, Seitenstrassen und Wanderwege schlicht unter den Schneemassen begraben lagen. Diesmal erleben wir die beiden Parks in explodierenden Herbstfarben bei Sonnenschein und den ersten kühlen Nächten dafür mit sternenklarem Himmel. Die türkisfarbenen Seen, die Gletscher und die majestätischen Berge beeindrucken uns sehr. Der Banff Nationalpark, der älteste und in unseren Augen auch der spektakulärste Nationalpark Kanada's, zieht Touristen aus der ganzen Welt an. Da ist es nicht verwunderlich, dass wir gerade jetzt viele europäische Camper-Touristen antreffen. Für die Tourismusbranche der Region sicher ein gewaltiger Aufschwung sind die seit ein paar Jahren durchgeführten Direktflüge von China nach Calgary. Busladungen voller Asiaten und unzählige PW- oder Campermietende Chinesen dämpfen leider die Freude des in aller Stille reisenden Touristen an den schönsten Aussichtspunkten; wie zum Beispiel über dem Peyto-Lake, bei den tosenden Athabasca-Wasserfällen, dem Maligne Lake oder überall dort, wo man nicht mindestens eine Tageswanderungen vom nächsten Parkplatz entfernt ist. Wie Heuschrecken fallen sie aus den Bussen, schieben den überraschten (meist euröpäischen) Fotografen zur Seite, um sich mit ihren Handys, aufgesetzt wie ein Bajonett, auf dem Selfiestick vor der gewaltigen Naturkulisse in Pose zu werfen. Es dauert 10 Minuten und dann ist der Spuk vorbei, aber schon steht der nächste Bus auf dem Parkplatz. Mit grimmigem Gesicht und ausgestellten Ellenbogen müssen wir uns jeweils einen guten Fotoplatz bei den "Must-See's" erkämpfen, aber ansonsten versuchen wir dem Rummel aus dem Weg zu gehen und bleiben friedlich.

© Lucie Chejlava 2017